Ein Fortbildungskurs zum Thema Inklusion

vom 18.11.- 25.11.2019

Eine Woche auf der französischen Überseeinsel La Réunion

von Katja Neubauer

Inklusion ist ein Thema bei dem gerade im Bereich der Förderschulen die Entwicklung jeder einzelnen Schule ganz eigene Wege geht. Unserer Schule, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, fehlen dafür bisher – neben ausreichend Personal – auch der Mut und die positiven Beispiele. Für mich war die achttägige Fortbildung auf der französischen Überseeinsel La Rèunion im indischen Ozean und der damit verbundene internationale Austausch zu Methoden und Erfahrungen einerseits ein Motivationsschub für die eigene Arbeit, aber auch ein überzeugendes Signal, dass Inklusion unter den richtigen Voraussetzungen nicht nur funktionieren kann, sondern auch zur Selbstverständlichkeit wird.

Im Kurs „Qualitative Classroommanagement and innovative strategies against early school leaving“ tauschte ich mich mit LehrerINNEN und SchulleiterINNEN aus Finnland, Österreich, Polen, Rumänien, Deutschland und Ungarn zu Themen wie Schlüsselkompetenzen, Kreativität, Coaching, Kommunikation und Konflikt­management aus. Während des Kurses konnte ich bei pädagogischen Rollenspielen, gemeinsam geplanten Unterrichtssequenzen, in Spielen oder praktisch angewendeten interaktiven Unterrichtsmethoden meine Englischkenntnisse von Tag zu Tag erweitern und wurde damit sprachlich zunehmend selbstbewusster. Am Abend schaffte ich es sogar, meine Sprachkenntnisse aus vier Jahren Französischunterricht während der eigenen Schulzeit im Austausch mit den Einheimischen aufzufrischen.

Ein Highlight war zweifelsohne der Besuch der örtlichen Mittelschule mit 700 Schülern im Alter zwischen 10 und 14 Jahren sowie der dazugehörigen Inklusionsklasse. Ich brachte den Schülern dieser Klasse ein Foto und einen kleinen Brief unserer deutschen Hauptschulklasse mit, in dem sie um eine Brieffreundschaft bitten. Gespannt blätterten die französischen Schüler im mitgebrachten Fotobuch unseres Olympiaprojekts. Ebenso gespannt warten unsere Schüler nun auf Post von der über 9000 Kilometer entfernten Insel. Beim Rundgang durch die Schule entdeckten wir auch ein kleines Schulprojekt, in dem sich Kinder gemeinsam mit ihrer Deutschlehrerin Gedanken zum ehemals geteilten Deutschland gemacht hatten. Tolle Bilder zeigten interessante Sichtweisen. Auch der Austausch, gerade mit uns Lehrern aus den neuen und alten Bundesländern, war sehr interessant. Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen in der Mensa wurden wir natürlich von den neugierigen Schülern ausgefragt, woher wir kommen. Auf diesem Wege haben sie uns direkt mit einigen Englisch- und Deutschkenntnissen beeindruckt.

Natürlich erkundeten wir in den acht gemeinsamen Tagen auch die beeindruckende landschaftliche und kulturelle Vielfalt der Insel. So erklommen wir zum Beispiel den etwa 2600m hohen Hauptkrater des Piton de la Fournaise, einem der aktivsten Vulkane der Welt oder durchwanderten den Bergregenwald Foret de Belouve Bebour, einem der letzten großen zusammenhängenden Primärwälder der Welt. Lokale Bauernmärkte, Vanilleplantagen und kunterbunte Hindutempel beeindruckten uns ebenfalls sehr.

Zurück in Deutschland bin ich voller kleiner und großer Ideen, für mich persönlich vor allem der Wunsch und die Motivation, noch stärker auf kreatives, non-formales und schülerorientiertes Unterrichten zu achten. Was Inklusion angeht, bin ich nun überzeugt, dass diese unter den richtigen schulstrukturellen, personellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen funktionieren kann. Ich denke, für uns hier im Erzgebirge ist der Weg dorthin noch lang – aber zu meistern. Ähnlich wie der Aufstieg zum Vulkan. Wir Kollegen sollten uns ein gemeinsames Ziel setzen, dass durch regelmäßigen internationalen Austausch enorm an Attraktivität und Inhalt gewinnt.