Ein Seminar für Personen aus der Schulbildung, Förderschullehrer, Lehrer aus der beruflichen Bildung, Hochschule und Erwachsenenbildung

Das Seminar richtete sich an Personen, welche sich über gute Praktiken, Materialien und Methoden austauschen und darüber hinaus, in einem Netzwerk engagieren möchten.

Eine Woche voller Erlebnisse, Eindrücke und ein Nach- und Umdenken im Thema Inklusion und Förderpädagogik

Das Zentrum für Förderpädagogik, nimmt folgende Überlegungen zum Ansatz

  • „Eine Schule für Alle“ – Wunschgedanke der Politik oder ist es tatsächlich möglich?
  • Wie können Lernende mit besonderem Förderbedarf gezielt unterstützt und begleitet werden?
  • Wie schaffen wir es, eine Ausgrenzung im Klassenzimmer zu vermeiden?

Auf all diese Fragen, hat man sich in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens auf den Weg gemacht mögliche Antworten zu finden.

Das Ergebnis konnte man im Zentrum für Förderpädagogik Eupen sehen, spüren und in dem Seminar finden. Ein durchdachtes sowie abgestimmtes Programm über 5 Tage gab uns Einblicke, dass Schule und Schulsysteme im ständigen Wandel sind (lernende Organisationen) und sich der Herausforderung stellen, mit einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft und den Vorgaben aus Politik und Wirtschaft, Schritt zu halten.

In seinem Leitbild hat das Zentrum für Förderpädagogik den Gedanken der EU-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung fest verankert, und sagt selbst, dass jeder Mensch das uneingeschränkte Recht auf „Dazugehörigkeit“ hat. So sind in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft enorme Anstrengungen unternommen worden, die Grundgedanken der Inklusion und Integration in die Tat umzusetzen. Ein Netzwerk aus Fachkräften vertritt den inklusiven Gedanken, insofern die Bedürfnisse des Kindes und somit die Suche nach dem geeigneten Förderort im Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen stehen. Individuelle Förderung und die Vorbereitung jedes einzelnen Schülers auf die berufliche Zukunft stehen im Mittelpunkt der Ausbildung.

Uns wurde ein umfangreicher Überblick des Förderschulwesens in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, sowie ein Einblick in eine integrative Schule gewährt. Somit gab es die Möglichkeit für die Seminarteilnehmer, bei Hospitationen in den einzelnen Niederlassungen, sich ein Bild der Arbeit der Förderpädagogen, von Lehrern und Therapeuten zu machen. Eines der vielen Möglichkeit, welche geboten wurden, war der persönliche Austausch mit den Menschen vor Ort, ein hoher Anteil an Wissenstransfer fand statt. Zum weiteren Programm gehörten Expertenvorträge des Kompetenzzentrums, sowie Besuche in einer technischen Schule und der Hochschule der Deutschsprachigen Gemeinschaft.[1]

Annette Oettmeier & Steven Machlitt

[1] Informationen Programm Erasmus +

Schulstruktur

Das Zentrum für Förderpädagogik umfasst drei Säulen.
Wir durften kennenlernen:

Struktursäulen

Säule 1:

  • Jede Primarstufe hat einen Kindergarten angegliedert -> Leitung mit und durch Schulleitung
  • Keine Förderschultypen: eine Schule hat Schülerinnen und Schüler (SuS) jeden Förderschwerpunktes
  • SuS mit Teilleistungsstörungen und Lernbehinderung findet man nur noch in Regelschule
  • Campusmodell als Werkzeug zur Inklusion/ Mehrwert!

Inklusion ist das Ziel, nicht das Setting!

  • Diagnostik ist getrennt von Schule! Macht hier der medizinisch-psychologische Dienstag

Säule 2:

  • 300 SuS inkludiert in 45 Regelschulen
  • Kein Dogma, schülerzentriert
  • Werden durch Lehrer des Kompetenzzentrums im Sinne der Inklusion gestärkt (entspricht bei uns Fachberater) – Eine Lehrerberatung umfasst zwischen 16-35 Stunden. Förderpädagogische Begleitung und Beratung kommt aus einem Guss.

Säule 3:

Mit den Ressourcen wird flexibel umgegangen.

Time Out:
SuS sind dort zwischen 6 und 18 Monaten mit dem Ziel, so schnell wie möglich wieder an die Regelschule zu gehen. Bedingung: Jeder Klassenlehrer der Regelschule ist jede Woche zum Austausch des Lern- und Entwicklungsstandes des SuS vor Ort und hält Kontakt, damit die Rückführung gelingt.

Ziel: ist eine maximal anpassungsfähige Pädagogik, die sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert.

SKEI:
für verhaltensauffällige Primarschüler mit internalisierenden und externalisierenden Verhaltensweisen und Systemsprenger

  • Systemische Kindereinrichtungen mit Fokus auf bildungsorientierter Pädagogik
  • Integration in Regelsystem
  • Multidisziplinäres Team
  • Kooperation qua Verständigung und nicht qua Funktion
  • Bevor die Kinder hier ankommen und dennoch der Klassenlehrer Kontakt halten muss, sind alle Möglichkeiten auch der Beratung ausgeschöpft worden; erst allerletztes Mittel, da starker Inklusionsgedanke!

NANO:
Nachteilsausgleich und Notenschutz

Lerncoaching:

UfkK:
Unterricht für kranke Kinder

  • ab einer Krankschreibung von 4 Tagen werden die Lehrer von den Eltern angerufen
  • Lehrer setzt sich dann ins Auto, fährt an die jeweilige Schule des Kindes, um sich vom Lehrer die Aufgaben für das kranke Kind zu holen. Dann fährt der Lehrer mit den Aufgaben zum Kind, erledigt mit diesem ca. 1h pro Tag (Erklärungen etc.) und gibt weitere Aufgaben für den Tag. Dies geht so lange, wie das Kind krank ist. Zudem tauscht sich der Lehrer mit dem Klassenlehrer über den Lernfortschritt des Kindes aus.
  • freiwilliges/ kostenloses Angebot

UK:
unterstützte Kommunikation
– Grundrecht auf Kommunikation
– Metacom, Boardmaker, wordmaker, Kästnergebärden, Go talk+, etc.
– regelmäßige Weiterbildungen
– Aufbau eines Materialpools, um verschiedene Schritte ausprobieren zu können
– kollegiale Beratung, Austausch unter Kollegen

Lernprozesstraining:

Mentales Gestalten
– bilinguale Schule
– Förderteamversammlung (alle Förderpädagogen und Schulleitung) – Lerntagebuch zu jedem SuS

Begabten- und Begabungsförderung
– verschiedene Modelle kommen zur Anwendung
Unter- und Überforderung haben die gleichen Störungsbilder!

 

Fazit:
Jeder ist anders, jeder kann sich weiterentwickeln und jeder lernt auf seine Weise!